Kapiti Island

Kapiti Island

Dienstag, 2. September 2014

Mehr als zwei Monate sind vergangen, seitdem ich den letzten Blog Eintrag geschrieben habe und wieder zurück nach Hause geflogen bin. Mein Jahr in Neuseeland ist vorbei, aber mein Freiwilligendienst ist es noch nicht, denn auch zurück hier in Deutschland gibt es noch ein paar Verpflichtungen, die damit zusammen hängen. Wie zum Beispiel meinen Abschlussbericht zu schreiben und auf das Nachbereitungsseminar zu gehen, welches letzte Woche in Ortenberg stattgefunden hat.
Ich kann mich jetzt noch so gut an das Vorbereitungsseminar erinnern und wie ich meinen ersten Blog Eintrag darüber geschrieben habe. Ich hatte dort so viele tolle Menschen kennen gelernt und mit einigen davon stand ich wirklich das ganze Jahr über mehr oder weniger in Kontakt. Von daher war es natürlich super schön sie nun alle wieder zu treffen und ich fand sogar, dass das Nachbereitungsseminar fast noch besser war als das Vorbereitungsseminar! Wir haben uns alle wieder super gut verstanden und wollen nun versuchen auch weiterhin in Kontakt zu bleiben und in einem Jahr wieder ein Treffen mit allen organisieren, auch wenn wir natürlich über ganz Deutschland verstreut leben und es schwierig werden wird einen Termin zu finden, an dem wirklich alle können. Aber die Idee ist schonmal da.


Da sind wir alle wieder vereint :)

Auch vom Programm her fand ich das Nachbereitungsseminar sinnvoller, als das Vorbereitungsseminar, wo ich noch den Eindruck gehabt hatte, dass wir nicht wirklich gut auf unseren Dienst und unser Jahr im Ausland vorbereitet wurden. Für mich bestand, denke ich, der Sinn vom Vorbereitungsseminar viel eher darin, dass ich andere Freiwillige kennen lernen konnte und mich somit das ganze Jahr über mit Gleichgesinnten austauschen konnte, denn die konnten vieles, was ich zu erzählen hatte, nochmal besser verstehen und nachvollziehen als meine Freunde und Familie Zuhause.
Auf dem Nachbereitungsseminar wurde nun erst einmal seeehr viel über unseren Dienst und die Zeit im Ausland reflektiert. Es gab gefühlt hunderte Gesprächsrunden, mal kleiner, mal größer, oft war man auch nur zu zweit. Aber obwohl mir das Ganze irgendwann schon ziemlich zum Hals raus hing und mein Kopf sich angefühlt hat, als ob jemand ihn von innen einmal ordentlich umgerührt hätte, war diese ganze Reflexion meines Jahres im Grunde wirklich sehr sinnvoll und hilfreich, um langsam damit abschließen und den Blick nach vorne richten zu können. Ich hatte die Möglichkeit wirklich noch einmal über alles zu sprechen, was ich wollte und was mich vielleicht tief in mir drin immernoch beschäftigte und ich hatte Leute um mich herum, die mir, ohne mich etwas zu fragen oder etwas dazu zu sagen, zuhörten. Es durfte einfach über alles gesprochen werden und man wusste, dass es in der Gruppe bleiben würde oder bei der einen Person, der man sich bei einem Zweiergespräch anvertraut hatte. Das waren wirklich sehr intensive Gespräche und man musste offen dafür sein darüber auch mit Leuten zu reden, die man nicht so gut kennt, aber ich persönlich fand jedes einzelne Gespräch gut und ich habe mich auch sehr dafür interessiert was die anderen so zu berichten hatten. Denn schließlich haben wir ja doch, auch wenn wir alle ein Jahr lang einen Freiwilligendienst im Ausland geleistet haben, völlig unterschiedliche Dinge erlebt.

Die zweite Hälfte des Seminars haben wir uns dann auf unsere Zukunft konzentriert. Natürlich hatten alle schon irgendwelche Pläne gemacht und es war interessant zu sehen, wie viele von uns in den sozialen Bereich gehen wollen. Einige gehen jetzt sogar noch einmal für ein Jahr zurück in ihre Einrichtung, in der sie das letzte Jahr gearbeitet haben! Auch diese Einheit auf dem Seminar war wieder sehr sinnvoll für mich, da wir nochmal ernsthaft die Frage an uns selbst gestellt haben, was wir eigentlich wollen. Wir haben schon einen Plan? Aber ist das wirklich unser Plan oder werden wir nicht doch viel durch andere beeinflusst? Was ist unser Traum? Wo wollen wir in zehn Jahren sein? All diese Fragen hat man sich zwar selbst vielleicht auch schon einmal gestellt, aber es ist nochmal etwas ganz anderes sich damit so intensiv auseinander zu setzen, zum Beispiel, wenn du jemand anderem zehn Minuten lang erzählen sollst wer du bist und was du willst oder wenn du deinen Traum in einem Satz formulieren sollst. Da fängt man an noch einmal tiefer in sich hinein zu hören und sich noch mehr Gedanken zu machen. Mir ist so auf jeden Fall nochmal sehr klar geworden, wie wichtig es mir ist meine Entscheidungen selbstständig zu treffen, eben ohne mich dabei von irgendjemandem oder irgendwelchen Faktoren beeinflussen zu lassen. Ich weiß noch nicht sicher, was ich nächstes Jahr machen werde, aber für mich ist das okay. Ich halte mir meine verschiedenen Möglichkeiten gerne noch eine Weile offen und schaue dann wohin es mich in einem Jahr am ehesten zieht. Im Moment möchte ich diese Freiheit einfach noch genießen.

Eine letzte Sache, über die wir auf dem Nachbereitungsseminar informiert wurden, ist, dass wir, da wir nun Ehemalige sind, Teamerinnen und Teamer werden können, um dann andere junge Leute auf ihre Freiwilligendienste vorbereiten zu können. Diese Möglichkeit ist mir vorher noch überhaupt nicht in den Kopf gekommen, aber ich glaube, dass ich das wirklich sehr gerne machen würde. Dieses eine Jahr hat mich in meinem Leben so viel weiter gebracht und ich finde, dass es einfach so eine unglaublich tolle Chance für junge Menschen ist, dass am besten jeder nach der Schule so etwas machen sollte. Ich könnte mich jetzt noch ewig darüber auslassen, aber ihr wisst ja, was ich meine :D
Ich hätte auf jeden Fall richtig Lust darauf Teamerin zu werden und denke ich werde einfach mal zu dieser Teamerschulung hin gehen, wenn wir dazu eingeladen werden.

Das war's dann jetzt auch eigentlich schon von mir, aber vielleicht werde ich ja hin und wieder doch noch mal etwas hier rein schreiben, weil es mir irgendwie gefällt meine Erlebnisse und Gedanken auf diese Weise festzuhalten. Und außerdem steht ja auch noch das zum Freiwilligendienst dazugehörende dreitätige Engagementkolleg aus, worüber ich dann wahrscheinlich auch nochmal berichten werde.
Und, für die, die es noch nicht wissen, ich fange ja im Oktober noch einen Bundesfreiwilligendienst in der Kinder- und Jugendpsychatrie des Uniklinikums Münster an, allerdings nur für sechs Monate. Da bin ich auch schon sehr gespannt wie das so wird :)

Jetzt beende ich das hier mit meinem Traum, den ich dank des Seminars einmal in einem Satz zusammen fassen konnte, was wirklich gar nicht so leicht war:

"Mein Traum ist es frei und immer ehrlich zu mir selbst zu sein, und dabei die Menschen, die mir wichtig sind und die mir Halt geben, nie zu verlieren, egal welche Entscheidungen ich treffe."